Autorin: Lamprecht, Lilith
Titel: Lilly’s chaotic life
Untertitel: 12 wonderful years
Auflage: Erstausgabe
Jahr: 2022
Abbildungen / Seiten: Illustriert, 309 S.
Format / Einband: 8°, Taschenbuch
Genre: (schwarzer) Humor
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Worum geht’s?
Lilly ist Lehrerin an einer Hauptschule. Und sie unterrichtet dort hauptsächlich „besondere“ Kinder. Von ADHS über Dyskalkulie bis Autismus ist alles vertreten. Ein normaler Schulalltag? Schwierig. Dazu kommen noch Lillys zwei eigene Kinder, ihr Mann, Katze, Hund und Freunde. Und nicht zu vergessen: Prada. Nein, nicht die Modemarke sondern Lillys Todfeind (angelehnt an „der Teufel trägt Prada“, was dazu führte dass ich bei jeder Erwähnung das Gesicht von Meryl Streep alias Miranda Priestly vor Augen hatte.
So erzählt Lilly ihre Erlebnisse aus den letzten 12 Jahren, die spannend, amüsant, traurig, aber in erster Linie zum Totlachen sind.
Schulstorys vom feinsten
Worauf ich mich am meisten freute als ich von diesem Buch hörte, waren die Schulgeschichten. Da ich Lilly persönlich kenne und schon ein paar Geschichten gehört habe, war mir bereits klar, dass da einiges auf mich zukommt. Und so ist es. Zwischen Schülern mit diversen Einschränkungen, verrückten Lehrerkollegen, einem Rektor, der der Chefin der Modezeitschrift „Runway“ ähnelt und einem baufälligen Schulhaus (wer braucht schon Notausgänge) entstehen die unglaublichsten und witzigsten Geschichten. Da bringt schon Mal ein Schüler seine Haustiere (aka Insekten) mit in den Unterricht, es werden intime Einzelheiten über die Eltern ausgeplaudert oder Atompilze an die Tafel gemalt.
Doch auch die verrückten und lustigen Geschichten die Lilly aus ihrem Familien- und Freundeskreis erzählt haben es ganz schön in sich und dürfen nicht vergessen werden.
Lilly haut raus
Was mich an diesem Buch besonders beeindruckt ist Lillys direkte und ehrliche Art. Sie redet nicht um den heißen Brei rum, sondern betitelt die Dinge als das, was sie sind. Das ungezogene Kind einer Freundin ist eben ein Gör. Und das Pack Jugendlicher Jungs im benachbarten Ferienhaus nervt nun mal. Lilly sagt was sie denkt, egal ob über ihre Familie, Schüler oder Freunde. Und dabei wird eines klar: Egal wie nervig, anstrengend, seltsam oder verrückt ihre Schulkids sind – Lilly liebt ihren Job.
Pädagogisch – on Top
Zugegeben, ich musste über Lillys Unterrichtsmethoden doch sehr lachen. Ihre Schüler sind nun mal schwierig. Doch Lilly nimmt sie so an, wie sie sind und gibt ihnen einen Platz, an dem sie sich sicher und angenommen fühlen können. Auch wenn der eigentliche Unterricht dabei zur Nebensache wird schleicht sich Lilly mit (teils doch unkonventionellen) Methoden in die Herzen ihrer Schüler. Und wie sollte ein Schüler besser lernen, als mit einer Lehrerin der man vertraut? Die wichtigsten Kompetenzen sind vielleicht auch nicht Erdkunde, Geschichte oder Religion. Vielleicht sind es Vertrauen, Zusammenhalt und Courage?
Was wir daraus lernen?
Hier sehen wir dass, was gerade in den sozialen Medien immer wieder versteckt wird. Niemand ist perfekt. Im Leben hat man es nicht immer einfach, wir alle haben Stress zwischen Arbeit, Familie und Freunden. Und das ist vollkommen normal und in Ordnung. Es gibt wichtigeres als eine aufgeräumte Wohnung oder den perfekt durchgeplanten Schulunterricht. Vielleicht sollten wir alle versuchen weniger perfekt zu sein und unseren Alltag, wie anstrengend er auch sein mag, mit Humor nehmen. Denn letztendlich geht es um unser Leben und wir sollten es nicht mit Negativität vergeuden.
Und sonst so?
Ein absolut tolles, witziges, und ehrliches Buch über den üblichen Familienalltag. Einziges Manko: Ab und zu kam ich mit den Abkürzungen etwas durcheinander. In manchen Konversationen steht ihr Name („L“) in anderen („Ich“). Manche Schüler stehen mit vollem Namen da, andere nur abgekürzt. Oder es wird nur die Abkürzung Ss (für Schüler) genutzt. Wäre schön, wenn das überall einheitlich wäre. Aber das ist wirklich meckern auf hohem Niveau!
Ansonsten ist das Buch einfach genial.